Die Arbeitsvorbereitung heute – die Dienstleister der Wertschöpfungsprozesse
Die Arbeitsvorbereitung im industriellen Sinne
Die Arbeitsvorbereitung ist ein an Wichtigkeit nicht zu unterschätzender Bereich der Wertschöpfungsprozesse. Der Begriff der Arbeitsvorbereitung wird in Fachkreisen häufig als „AV” abgekürzt. Wie der Name schon sagt, beinhaltet diese Phase des Wertschöpfungsprozesses alle Schritte, die einen störungsfreien und wirtschaftlichen Ablauf der Produktion ermöglichen. Außerdem ist es die Aufgabe der Arbeitsvorbereitung, Doppelarbeiten und Leerzeiten zu reduzieren beziehungsweise gar nicht aufkommen zu lassen.
Es können zwei Bereiche in der Arbeitsvorbereitung unterschieden werden: die Fertigungsplanung und die Fertigungssteuerung. [1]
Fertigungsplanung
Unter Fertigungsplanung werden alle Maßnahmen in der industriellen Fertigung beschrieben, die zur Vorbereitung dienen. Es wird sich mit den Fragen „Was?”, „Wie?” und „Womit?” in der kurz- bis mittelfristigen Planung beschäftigt. Oberste Priorität liegt darin mit einem möglichst geringen Ressourceneinsatz möglichst viel Ertrag zu erzielen. Dafür werden alle Faktoren der industriellen Fertigung beachtet: organisatorische, wirtschaftliche und technische.
Die drei Teilaufgaben der Fertigungsplanung umfassen:
- Produktionsprogrammplanung
- Produktionsprozessplanung
- Materialbedarfsplanung
Resultat der Fertigungsplanung ist die Ablaufplanung und die Bedarfsplanung. Das heißt, es werden alle Abläufe und Ressourcen, die für die Herstellung nötig sind, definiert und festgehalten. Dafür werden Zeit- und Arbeitspläne erstellt und der Bedarf an Personal, Produktionsmitteln und Material kalkuliert. [2]
Fertigungssteuerung
Die Fertigungssteuerung findet im Anschluss der Fertigungsplanung statt. Sie setzt die theoretischen Befunde in die Praxis um. Typische Aufgabengebiete sind zum Beispiel die Termindisposition, die Bestimmung der Losgrößen und die Organisation der benötigten Ressourcen. Die Teilaufgaben der Fertigungssteuerung können folgendermaßen zusammengefasst werden:
- Kapazitätsdisposition
- Auftragsfreigabe
- Planung der Maschinenbelegung
- Terminierung der Aufträge
- Auftragsüberwachung
Die Fertigungssteuerung ist somit in der Praxis verankert. Sie verbindet die Fertigungsplanung mit dem Fertigungsprozess. [3]
Zeitwirtschaft als wichtige Voraussetzung einer funktionierenden Arbeitsvorbereitung
In der Zeitwirtschaft wird, vereinfacht gesagt, die Soll-Dauer mit der Ist-Dauer eines Prozesses verglichen. Dabei werden alle Arbeitsschritte einzeln betrachtet.
Der erste Schritt besteht in der Ermittlung des Sollwertes. Hier werden alle benötigten Zeiten für einen Prozess theoretisch berechnet und zusammengefasst. Damit kann eine erste zeitliche Planung erstellt werden. Sobald die Produktion startet werden die tatsächlichen Zeiten erfasst (Istwert). Sollte zwischen den Ist- und Sollwerten Differenzen bestehen, können Anpassungen getätigt werden. Je nach Differenz können beispielsweise Mitarbeiter zu einem Arbeitsschritt hinzugefügt oder abgezogen werden. [4]
Der Zeitwirtschaft werden zusammengefasst die nachstehenden Aufgaben zugeschrieben:
- Einschätzung der Dauer eines neuartigen Auftrags
- Planung der Kapazitäten
- Messung der tatsächlichen Zeitwerte
- Vergleich der Soll- und Istwerte mit Ursachenforschung
- Anpassung des Prozesses
Ohne gut ausgeführte Zeitwirtschaft können die Fertigungsplanung und -Steuerung nur bedingt profitabel arbeiten. Daher ist es von großer Bedeutung für Unternehmen die Zeitwirtschaft mit der Arbeitsvorbereitung zu koppeln und zu unterstützen.
Der Wandel der Arbeitsvorbereitung
Die Reduktion von Leerzeiten und Doppelarbeit wirkt sich direkt auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Prozesses aus. Während Leerzeiten und Doppelarbeit können weder Mitarbeiter noch Maschinen effizient arbeiten, die Kosten laufen jedoch weiter. Diese Problematik wurde schon vor langer Zeit erkannt. Es entstanden Ideologien, wie beispielsweise der Taylorismus.
Der Taylorismus hatte zum Vorbild, alle Abläufe möglichst schnell und unkompliziert zu definieren. Dabei wurden die einzelnen Arbeitsschritte in kleinste Teilarbeiten gesplittet. Jeder Mitarbeiter musste sich lediglich auf wenige Handgriffe konzentrieren – die er dafür natürlich perfekt in kürzester Zeit ausführen konnte. Mittlerweile wird der Taylorismus stark kritisiert. Die Arbeiter gehen in der Ideologie einer sehr monotonen Tätigkeit nach und müssen kaum selbst nachdenken. Der Blick auf das große Ganze und das Individuum, nämlich den Arbeiter als Mensch, geht verloren.
Im Hinblick auf die heutige Marktdynamik ist der Taylorismus nicht mehr zeitgemäß. Er wurde von Managementmethoden wie dem Lean-Management abgelöst. Mitarbeiter müssen aufgrund der aktuellen Marktdynamik in der Lage sein, schnell zu reagieren und mitzudenken. Einen Mitarbeiter, der jahrelang nur zwei Handgriffe tätigte an eine neue Stelle anzulernen, ist sehr aufwendig. Daher ist es von großer Bedeutung, die Mitarbeiter auch intellektuell zu fördern. Nur so kann ein langfristiger Erfolg gewährleistet werden.
Der technische Fortschritt als helfende Hand
Dank innovativer Technologien und immer besseren Software-Lösungen liegt die Arbeitsvorbereitung nicht mehr nur in der Hand von erfahrenen Managern. Die technischen Möglichkeiten unterstützen die Führungsebene jedoch umfassend.
Es gibt Angebote von verschiedenen Herstellern. Generell funktionieren die verschiedenen Softwares in der Arbeitsvorbereitung alle ähnlich. Der Betriebsleiter, beziehungsweise das Management, hat Zugriff auf eine digitale Planung. Mittlerweile sind die Programme so clever, dass sie die einzelnen Aufträge des Unternehmens selbstständig in der sinnvollsten Reihenfolge planen. Was dabei als „sinnvoll” definiert wird, wird vom Management vorgegeben. Es lassen sich verschiedene Prioritäten setzen. Dazu zählen beispielsweise: Kundennutzen, Umsatzerreichung oder maximale Auslastung. Natürlich ist trotzdem jederzeit ein manuelles Verschieben möglich. So obliegt die schlussendliche Kontrolle immer noch dem verantwortlichen Manager. [2]
Auch die Zeitwirtschaft profitiert von den technischen Fortschritten. In Unternehmen werden immer mehr Softwares zur Personalzeiterfassung eingesetzt. Dabei hat jeder Arbeitnehmer seinen eigenen Zugang und kann seine Arbeitszeit sekundengenau abrechnen. Bei einigen Programmen wählen die Mitarbeiter zudem ihre aktuelle Tätigkeit aus. So kann die Software eine Statistik führen, wie lange für welche Aufgabe eines Projektes gearbeitet wurde. Die neueste Technologie sind Zeiterfassung-Apps. Diese sind besonders für Arbeitnehmer geeignet, die viel im Außendienst arbeiten. Dank dieser digitalen Erfassung, kann die Fertigungsplanung und -steuerung stets verfeinert werden. [4]
Bedeutung der Arbeitsvorbereitung für ein Unternehmen
Die Arbeitsvorbereitung ist entscheidend für den Erfolg eines Produktionsprozesses. Mithilfe einer gut ausgeführten Fertigungsplanung können Doppelarbeiten und Leerzeiten vermieden werden. So fallen große Kostenfaktoren weg, welche den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust ausmachen können. Die Fertigungssteuerung findet im tatsächlichen Produktionsprozess statt. Abweichungen von geplanten Werten können korrigiert und für die Zukunft vermerkt werden. Außerdem kann beispielsweise erkannt werden, ob an einem Prozess zu viele, nicht genug oder ausreichend Mitarbeiter zusammenarbeiten. Auch diese Erkenntnis bewahrt das Unternehmen vor schwerwiegenden versteckten Kosten. Heutzutage müssen keine langwierigen Tabellen mit Daten befüllt und ausgewertet werden, um eine ordentliche Arbeitsvorbereitung zu gewährleisten. Der technische Fortschritt ermöglicht es Unternehmen mit Softwares zu arbeiten. Diese sind in der Lage nahezu selbstständig die Prozesse zu planen, zu kontrollieren und zu sortieren.
Somit kann zusammenfassend gesagt werden, dass eine gründliche Arbeitsvorbereitung eine entscheidende Rolle für den Erfolg eines Unternehmens einnimmt.
Quellen:
[1] Sonnenberg H. (1987) Arbeitsvorbereitung. In: Betriebslehre und Arbeitsvorbereitung. Viewegs Fachbücher der Technik. Vieweg+Teubner Verlag.
[2] https://www.gisorga.de/fertigungsplanung/
[3] https://www.gisorga.de/fertigungssteuerung/
[4] https://www.clockodo.com/de/lexikon/zeitwirtschaft/